Album Review : Rendezvous with Marlene

Publication: JazzPodium
Date: October 2020
By: RAINER BRATFISCH 

UTE LEMPER
RENDEZVOUS WITH MARLENE
(Jazzhaus)

Nachdem Ute Lemper 1987 einen Moliere, den nationalen Theaterpreis Frankreichs, als beste Nachwuchsdarstellerin in der Pariser Version des Musi­cals »Cabaret« fur ihre Rolle der Sally Bowles erhalten hatte, schrieb sie eine Postkarte an Marlene Dietrich und entschul­digte sich bei dieser dafür, dass die Medien sie immer wieder mit ihr verglichen und sie als »junge Marlene« feierten. Später tele­fonierten die beiden drei Stun­den lang über Gott und die Welt – lnitialzündung und Basis fur ihre Show »Rendezvous mit Marlene« und auch fur diese CD. Sie enthält Songs aus alien Lebensabschnitten der Dietrich, van den Berliner Kabarettjahren bis zu ihrer Zusammenarbeit mit Burt Bacharach. Ute Lem­per ist in dieser Hommage wesentlich dichter am Jazz als Marlene Dietrich. Aber man sollte nicht das stimmliche Po­tenzial der beiden vergleichen – zu verschieden sind die beiden Persönlichkeiten. Lemper hat sich längst ins Spitzenfeld der grossen Entertainerinnen gesun­gen und ist unbestritten einer der wenigen deutschen Welt­stars. Aber diese ganz spezielle »fesche Lola« singt hier und heute, jenseits oiler Nostalgien. Natürlich hat sie noch einen Koffer in Berlin. Und natürlich erweist sie ouch Edith Piaf ihre Reverenz. Aber es ist und bleibt eines der besten und jazzigsten Alben der Lemper. Cole Porters »The Laziest Gal in Town« und »When the World Was Young« aus dem Repertoire von Frank Sinatra sind vielleicht die Höhe­punkte, aber auch »Wenn ich mir was wunschen durfte« und »Falling in Love Again« verkör­pern perfekt dieses ganz spezielle und zeitlose »Heimweh nach der Traurigkeit« jenseits aller tagesaktuellen Befindlich­keiten. 

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