Publication: HNA
By: Sascha Hoffmann
Date: 03.02.2025

Ute Lemper: Nahm ihr Publikum mit auf eine Zeitreise voller Gefühl und Klang. © Sascha Hoffmann
Sängerin Ute Lemper mit „Time Traveller“-Programm im Opernhaus
Ein tiefes, langgezogenes „i“ aus „Wann sind wir wieder frei?“ zieht sich in die Stille und setzt sich fest. Ein Moment, der bleibt. Nicht nur als Klang, sondern als Gefühl, als bohrende Frage, die sich mit Ilse Webers „Ich wandre durch Theresienstadt“ ins Bewusstsein gräbt. Ein leiser, doch unüberhörbarer Ruf gegen das Vergessen – und zugleich ein Sinnbild dieses Abends.
Ute Lemper singt sich am Freitag im ausverkauften Kasseler Opernhaus auf Einladung des Theaterstübchens nicht einfach durch ein Konzert, sie entfaltet eine Landschaft aus Erinnerungen, Musik, Geschichten. Ihr „Time Traveller“ ist keine bloße Retrospektive, sondern eine Reise durch Zeiten und Stationen, durch Kunst und Leben. Weills „Nannas Lied“ schimmert in ihrer Stimme zwischen Ironie und Melancholie, jede Zeile geformt mit müheloser Präzision. Sie gleitet durch das Chanson, taucht ein in das Berliner Kabarett, greift nach dem Jazz – bleibt dabei aber immer ganz bei sich.
Und dann – plötzlich ist die Dietrich da. Nicht als bloße Erinnerung, sondern als Echo in der Dunkelheit. Lemper rekonstruiert das Telefonat von 1988, als Marlene Dietrich sie warnte: „Halte dein Privatleben geheim, sonst fressen sie dich auf.“ Doch genau diesen Schutz wirft Lemper in „Time Traveller“ nun beiseite, ihrem Buch, wie auch dem dazugehörigen Liveprogramm. Heute, mit 61 Jahren, öffnet sie Fenster zu ihrem Innersten, spricht über die Zeitreise als Frau, als Mutter. Über das Wachsen, das Häuten, das Begreifen, dass alles sich verändert – genau so, wie es sein muss.
Die Töne fließen weiter, Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen. „Sag mir, wo die Blumen sind“ wächst in den Raum. Sie singt nicht einfach. Sie fühlt. Lässt jeden Ton altern, reifen, schimmern. Immer behutsam an ihrer Seite: Vana Gierig am Piano, Giuseppe Bassi am Bass und Mimmo Campanale am Schlagzeug – ein Trio, das nicht nur untermalt, sondern knappe zwei Stunden mitträgt, mitfühlt, verstärkt.
Lemper spricht von Momenten, die kommen und gehen. Von Schritten vorwärts, zurück, seitwärts – wie das Leben selbst. Und so fühlt sich dieser Abend an, bis zum letzten Ton. Ein Atemzug, ein Innehalten – dann bricht Applaus los – erst tastend, dann rauschend, voller Anerkennung für eine grandiose Chanteuse, die nicht nur gesungen, sondern erzählt, gefühlt, bewahrt hat. Und das Publikum? Es hat nicht nur zugehört. Es ist offenen Herzens mitgereist.
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To witness the brilliance of perhaps the greatest living chanteuse in the world in the intimate surroundings of The Old Market in Hove will remain one of my most cherished experiences of all time. First aware of her work back in my early twenties when I was fascinated by the arts of the Weimar Republic and in particular Bertolt Brecht and Kurt Weill, I came across her voice on CDs. Little did I know that her early recordings of those songs would spark wider public interest in them, but I was soon to find out far more about how those recordings and her career.



